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Talleitspitze 3400 m bei Vent

Bergwanderung "E5" 2013

Geschrieben von Carl on September 15, 2013

Bei der Rückreise aus Italien nach Deutschland ende August sind unser jüngster Sohn Jakob und ich diesmal auf den letzten 200 km über die Berge gewandert. Die Bettina hat uns nach Vernagt im Schnalstal bei Meran gebracht und fuhr dann alleine weiter nach Kempten.
Wir wollten das Teilstück des Fernwanderweges "E5" mal von Süden nach Norden machen und waren, wie sich letztlich zeigte, die einzigen, die den Weg in "umgekehrter" Richtung wählten! Es kamen uns ausschließlich Wanderer entgegen! Von Oberstdorf nach Meran, also von Nord nach Süd, wird die Wanderung auch für Gruppen organisiert mit Übernachtung in den Berghütten und klaren Tagesetappen. Und die Wanderer kommen von überall her, viele Nord- und Ostdeutsche, Holländer und Polen haben wir getroffen. Der Jakob ist den ganzen Weg barfuß(!) gelaufen, ich hatte brav die Schuhe an und sogar Stöcke dabei.
Vor fast 10 Jahren sind wir den Weg schon mal ab Oberstdorf nach Meran gewandert. Begonnen mit der ganzen Familie + Hund, beendet mit Jakob und seinem Freund. Die Buben waren damals ca. 13 Jahre alt und haben hinter jeder zweiten Latschenkiefer Geheimnisse aus "Der Herr der Ringe" entdeckt!

Wir waren wieder auf´s draußen Schlafen vorbereitet, weil wir den Trubel und die Enge in den Hütten meiden wollten und weil es abenteuerlicher ist. Allein der Anblick des Sternenhimmels auf 2500 m Höhe ohne Streulicht! Er bringt das Weite ganz nah und man erlebt sich als Geschöpf im Universum. Die Milchstraße sieht man dann noch klarer als bei uns am Monte Amiata nach einem Regentag.

Es war noch früher Abend, als wir von Vernagt zum Similaun aufbrachen, und wir hatten damit noch 2 Stunden Zeit bis zum ersten Biwak. Wir kamen noch so weit, bis die Almwiesen in Geröllfelder übergingen. Das Wetter war zwar nicht berühmt, versprach aber Besserung in den kommenden Tagen.

Aber jetzt zu den Bildern!

Ein südtiroler Bauernhof über Vernagt. Jausenstation, da kann man also einkehren. Hier war unser Ausgangspunkt, eingedeckt mit frischen "Vinschgauern" und Käse und Kaminwurzen.

Vor uns am nächsten Morgen der "Similaun", der "Ötzi"-Berg. In der Nacht hatte es etwas geschneit.

Rückblick ins Tal nach Vernagt mit dem Stausee.

Blick von der Similaunhütte zum Gletscher, der den Ötzi freigab. (ziemlich genau in Bildmitte, wo die kleinen Menschen stehen)

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Abstieg nach Vent

Geländemotorrad eines Schäfers. Es gibt seit 150 Jahren einen Vertrag, daß die südtiroler italienischen Bauern ihre Schafe in den weiten Auen des österreichischen Venter Tales weiden lassen dürfen. Sie werden jährlich wieder über den Similaun zurückgetrieben. Zum Einsammeln der Schafe benutzen die Schäfer die Motorräder und Bordercollies, die sie mit Fernglas und Gesten weit oben in den Berghängen dirigieren! Die Schafe sind natürlich total verstreut! Der Vertrag hat alle Kriege überlebt, selbst als die Länder politisch verfeindet waren.

Jakob hat ein Murmeltier entdeckt, ich habe es nur gehört. Murmeltiere pfeifen, um Artgenossen vor Gefahr zu warnen.

Rückblick über Vent zum Similaun im Hintergrund

Unser zweites Biwak zwischen Schafen auf dem Weg von Vent zum Tiefenbachgletscher. In der Nacht hat es tatsächlich geregnet, aber wir hatten es ziemlich gemütlich.

Wieder ein Rückblick über den tosenden Nebel am nächsten Morgen

Unsere ständigen Begleiter in Reih und Glied.

Wasser gibt es genügend, teils Regenwasser, teils Schmelzwasser der Gletscher. Wegen der riesigen Fläche der Hänge bildet sich alle paar hundert Meter ein Bach.

Sonnengruß auf über 2500 m.

Hier sieht man, wie weit sich der Gletscher schon zurückgezogen hat!

Überall entlang des Weges bauen die Leute solche Steinmarterl auf.

Jakob im Interview mit Fußpflegerinnen aus der Pfalz nun schon am Tiefenbachgletscher auf fast 3000 m.

Der Tiefenbachgletscher, momentan ohne Skibetrieb, aber die Anlage läßt erkennen, was hier los sein kann!

Der mit über 2800 m höchste Autotunnel Europas verbindet das Skigebiet des Tiefenbachgletschers mit dem des Rettenbachgletschers.

Mit der Gondel hoch über den Rettenbachgletscher auf 3100 m zum Einstig hinunter zur Braunschweiger Hütte. Der Jakob zieht sich doch vorsichtshalber mal die Schuhe an, zieht sie oben aber gleich wieder aus! Es hat 0 Grad!

Abstieg zur Braunschweiger Hütte ganz rechts im Bild

Die Braunschweiger Hütte, ein Hotel im Nirgendwo! Auf den Hütten kann man sehr gut essen und sie sind heute sehr komfortabel ausgestattet.

Das Bild zeigt die Dynamik des Gletschers und was er alles mitschleift. (In der Eiszeit war z.B. das Allgäu von einem 1 km dicken Gletscher bedeckt. So entstanden die Moränenhügel seitlich der Iller, wo auch Probstried und Todtenberg liegt. Alles angefrachtete und verdrängte Steinmaterie!)

Glockenblumen beim Abstieg nach Mittelberg im Pitztal. Nach so vielen Steinen und Eis bin ich wieder froh, daß die Welt auch eine bunte Seite hat.

Alpenglühen bei Wenns.

Almwiese am Abend. Unser 3. Übernachtungsplatz oberhalb von Wenns auf dem Weg zum Krahberg.

2 Wanderer am frühen Morgen

Ein Bergindianer

Horizonte über dem Pitztal

Wandersteg über ein Hochmoor

Unsere neuen Freunde und Begleiter. Ich liebe Kühe. Sie sind neugierig und intelligent und nehmen immer gleich Kontakt auf. Leider findet man nur noch wenige Kühe mit Hörnern. Auch hier oben. Den meisten werden die Hornanlagen schon als Kalb veräzt. Aber man sagt, daß Kühe mit Hörnern die bessere Milch geben. Meiner Meinung nach sind Kühe ohne Hörner andere Wesen, genauso wie Tiger mit GPS-Sendern!

Sie zum Beispiel hat sich ein Edelweißtatoo schnitzen lassen! Sinn für Mode haben sie auch.

Preiselbeeren. Auf unserem Weg gab es immer sehr viel zu essen! Preiselbeeren, Heidelbeeren, Wacholder, und hätten wir Kochgeschirr dabeigehabt, hätten wir manchmal ein gutes Pilzgericht zubereitet.

Eine Hausgemse! Sie war alleine auf dem Berg und ich glaube, sie wollte gemolken werden. Im hintergrund schon der Krahberg über Zams.

Enzian, Aufnahme mit Teleobjektiv.

Silberdistel

Aufstieg zur Memminger Hütte bei herrlichem Wetter!

Nochmals Rückblick nach Zams im Inntal. Der Aufstieg zur Memminger Hütte ist die vielleicht anstrengendste Passage auf der ganzen Wanderung.

Hier begegnen wir gleich mehreren Gruppen auf einmal. Über diesen Bergsattel in den Lechtalern müssen wir noch drüber dann geht es auf der anderen Seite hinunter zur Memminger Hütte. Die Gruppen brechen immer etwa gleichzeitig nach dem Frühstück in der Hütte auf, so daß sie uns zu bestimmten Zeiten massiv begegneten. Diese hier sind wohl schon gut 3 Stunden gegangen, es dürfte also hier später Vormittag sein.

Glockenblumen im Grau des Kalksteines. Die Lechtaler Alpen bestehen aus Kalkfelsen. Man sieht es auch dem Lech an, sein Wasser ist tieftürkis. Das der Iller in den Allgäuer Alpen ist hell und klar.

Lichtnelken sieht man ja auch nicht mehr so häufig!

Auf der Kippe. Drüben geht es hinunter. Die schwierigeren Wegabschnitte sind meist mit Seilen, an denen man sich festhalten kann, gesichert. Wenn man aufpasst, ist die Wanderung nicht gefährlich. Aber man sollte nicht im Dunkeln unterwegs sein!

Die Memminger Hütte auf der Bildmittelachse rechts in der Wiese. Sie liegt auf 2242 m Höhe.

Eindrucksvolles Panorama um die Hütte.

Abstieg von der Memminger Hütte nach Madaus. Dort nahmen wir dann einen Shuttlebus für ca. 20 km nach Bach und Holzgau, wo der Anstieg in die Allgäuer Alpen beginnt.

In Holzgau sahen wir einen Bauern, der sein Heu mit einem Gebläse den Hang hinunter wälzte. Ich fand die Idee ganz gut, der Jakob nicht so. Jedenfalls hält er nichts davon, mit einem solchen Gerät die Blätter aus den geernteten Oliven wegzublasen!

Aufstieg in die Allgäuer Alpen, die Heimat rückt näher und hinter den Bergen geht es wieder hinunter zur Kemptener Hütte.

Die Kemptener Hütte 1846 m vom Bergsattel nach Norden photografiert.

Abstieg in die Spielmannsau, nochmals zurückgeblickt auf die Alpwiesen, auf denen die Kemptener Hütte steht. Auch hier sind die glitschigen Stellen wieder mit Seilen gesichert. (Im Allgäu, allemannische Sprachgeschichte, sind es Alpwiesen, im Bayerischen sagt man Almwiesen.) Der Gebirgsbach ist die Trettach, einer der 3 Zuflüsse, die die Iller bilden. Trettach, Stillach und Breitach.

Ein verwegener Wanderer in abgesägten Jeans beim Abstieg über der Trettach.

Das Ziel unserer Wanderung, die Spielmannsau bei Oberstdorf. Ein paar Kilometer weiter hat uns dann ein freundlicher Aufofahrer nach Oberstdorf mitgenommen, wo uns die Bettina abgeholt hat.

Zum Schluß noch eine Skizze der Wanderroute!

Comments:

Geschrieben von Dorothee Krämer am
Lieber Herr Wenning,
danke für`s Teilen Ihrer Bergwanderung und dafür, dass Sie Ihren "Ölkunden" die Möglichkeit geben, etwas von Ihrem alternativen, und sicher nicht immer einfachen Leben, zu erfahren.
Alles Gute für Sie und Ihre Familie,
Dorothee Krämer
Geschrieben von Mario e Janina am
veri alpini
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