oliven

ERNTE

Oliven sind Obst wie Äpfel und Birnen und am besten, wenn sie frisch geerntet weiterverarbeitet werden. Das Bild zeigt die Olivastra in schon etwas reiferem Zustand gegen Ende der Erntezeit im Dezember. Unreife Oliven sind grün, knapp reife rötlich und reife blau bis fast schwarz. Oliven sind eine bittere und würzige Frucht und lassen sich roh nicht essen. Gutes Olivenöl wird aus frischen Oliven gewonnen und ist daher auch etwas bitter und scharf.

In unserer Gegend beginnt die Ernte anfang November, wenn die Früchte knapp reif sind. Die Oliven werden von Hand abgestreift und fallen in ein Netz, das zuvor unter dem Baum ausgebreitet wird. Das Öl aus den knapp reifen Oliven hat die beste Qualität, der Ernteertrag ist allerdings etwas geringer. Zu Beginn der Erntezeit beträgt die Ölausbeute ca. 17-18%, gegen Ende der Erntezeit, wegen des fortgeschrittenen Reifegrades, bis etwa 23% des Gewichtes der verarbeiteten Oliven.

Die Olivenernte ist immer eine schöne Zeit! Es treffen sich Familie , Freunde und Verwandte, und manchmal sind auch Kundinnen oder Kunden dabei. Bei der gemeinsamen Arbeit gibt es immer viel zu erzählen und im Spätherbst ist auch das Wetter meistens stabil.

Auf dem Bild sehen Sie ca. 30 Jahre alte Olivenbäumchen, die ich aus den Wurzeln der im Winter 1985/86 erfrorenen alten Bäume nachgezogen habe.

Olivenernte November 2012

Wir versuchen immer, in zwei aufeinander folgenden Gruppen von ca 8 - 10 Leuten zu ernten.
Wegen der bayerischen Herbstferien besteht die erste Gruppe hauptsächlich aus unseren Jungen und deren Freunde, die 2. Gruppe vorwiegend aus Leuten unserer Generation.
Allgemein gab es heuer nicht so viele Oliven, weil es um Pfingsten wieder mal in die Blüte geregnet hat. Oliven sind Windbestäuber und fordern zur Befruchtung trockenes Wetter. Weil die Bäume aber nicht exakt gleichzeitig blühen, geht eine Ernte dennoch nicht ganz verloren. Letztlich sind wir zufrieden mit dem, was die Natur uns gibt.

Auf einem etwas abgelegenen Teil des Grundstückes stehen ein paar schöne, aber zu wenig beachtete Olivenbäume, welche die jungen Leute von ihren überwuchernden Dornenhecken und den hier heimischen Steineichen befreit haben.
Eine bestimmte Eichenart, die "Zerreiche", verantwortet unseren Hausnamen "Cerrete".

Das erste Photo zeigt einen Teil der freigelegten Olivenbäume, die im Frühjahr dann einen Pflegeschnitt erhalten. Vor der Putzarbeit waren die Oliven nur zu erahnen. Das dünne Gestrüpp wird sofort verbrannt, taugliches Brennholz zum Trocknen geschichtet.
Die Eichen sind im Wachstum dominant und verdrängen die Olivenbäume.


Bei schönem Wetter findet das Mittagessen oft draußen als Picknick statt. Und natürlich nutzen wir gerne auch die Glut der Brennfeuer zum Grillen von Fisch und Steaks.

Das nächste Bild zeigt die Ernte mit den Leitern an den alten Bäumen. Sie werden ca. alle vier Jahre zugeschnitten und sind in gutem Zustand. Olivenbäume sterben eigentlich nie.
Von der Natur als Busch gedacht, werden sie durch den Schnitt vom Menschen in die Baumform gezwungen und dadurch fruchtbar. Olivenbäume sind eine reine Kulturpflanze und leben in dieser Form nur in Verbindung mit dem Menschen. Ich vergleiche sie immer mit einem Haustier wie Hund oder Kuh. Verwilderte Olivenbäume tragen nur wenige Früchte.

Nachdem ein Baum abgeerntet ist, werden die Netze gerafft und die Blätter und Ästchen aus den Oliven gelesen. Dabei ist auch Zeit für kleine Raparaturen am Netz. In der Ölmühle durchlaufen die Früchte nochmals eine Maschine, welche die Blätter ausbläst und die Oliven wäscht.

"Monte Giovi", der Jupiterberg, begleitet einen immer!
Selbst bei der Nacht!

Jetzt, anfang Januar 2013 bin ich nochmal hier in der Hoffnung, daß noch eine Ölmühle geöffnet hat. Wie letztes Jahr sind noch ein paar Bäume mit der Gruppe nicht abgeerntet worden, die etwas unbequem zu bearbeiten sind. Auf der einen Seite müssen die Netze über die Stützpfosten des Weingartens gespannt werden, auf der anderen Seite ist eine kleine Straße, über die das Netz gelegt wird. Das muß dann immer wieder abmontiert werden, wenn jemand vorbeifahren möchte.
Die Arbeit ist also eher eine effektive Meditation.
Eine noch geöffnete Ölmühle fand ich mit Mirkos Hilfe in Arcille, Maremma, östlich von Grosseto. Ich war heute der letzte Kunde der Saison.
Das bedeutete aber auch, daß ich an 2 Tagen Oliven für 1 Presse vorbereiten mußte! So war ich gestern und vorgestern mit Tagesanbruch bis abends ohne Pause an den Bäumen. Zwar waren es letztlich "nur" 200 kg Oliven, aber dennoch 50 Liter bestes Olivenöl.
Wegen des fortgeschrittenen Reifegrades war die Ausbeute 24,8% Öl. Die Ölmühle arbeitet mit moderner Presszentrifuge und alles ist sehr sauber. Weil sich der Mirko heute Zeit nehmen konnte mitzufahren, erfuhr ich wieder Neues über verschiedene Pressverfahren und über die italienische bzw. toskanische Geschichte.
Ich habe mich immer gefragt, warum bei uns auf der Westseite des Monte Amiata so viel kleinteilige Bauernwirtschaft existiert, und auf der Ostseite davon wenig zu finden ist. Wenig Olivenbäume und wenig gepflegte Kastanienwälder. Heute sieht man dort große für Kornanbau umgepflügte Grundstücke. Ich habe mir den Unterschied immer mit den Klimazonen erklärt.
Aber: In der Vergangenheit wurden auf der Ostseite des Amiata Bodenschätze abgebaut. Es gibt noch Minen, die heute besichtigt werden können. Mein deutscher Zahnarzt kannte den Monte Amiata wegen des Quecksilbers. Jedenfalls hatte die Bevölkerung wenig Veranlassung, das Land zu kultivieren, weil die Bodenschätze mehr Wohlstand versprachen.
Dagegen galt unsere Zone eher als arm und die Leute mußten von ihren Früchten leben. Hier wurde in der Geschichte viel Arbeit investiert; in das Anlegen von Terrassen am Hang, in die alten Olivenbäume, Kastanien und Weingärten.
Einen Entwicklungsschub hin zu einem modernen Staat (Großherzogtum) im Sinne der Aufklärung und Überwindung traditioneller Abhängigkeiten erfuhr die Toskana unter dem Habsburger Großherzog Leopold II. (von 1747-1792).
Interessant ist hierzu der Wikipedia-Eintrag.

Aber jetzt noch ein paar neue Photos.

Olivennetze über den Pfählen des Weingartens im Gegenlicht.

 

Und nochmals "Monte Giovi" am Abend.
So unterschiedlich kann Licht sein! Ich habe nichts am Computer verstärkt. Beim Photografieren habe ich die (hellere) Belichtung des Hintergrundes als Belichtungsmaßstab ins Bild gezogen. So ist es, wie das vorige Abendbild, leicht unterbelichtet, wodurch der Vordergrund dunkler wird als bei Normalbelichtung, und die Hintergrundfarben stärker zur Geltung kommen.

Die frisch geernteten Oliven auf der Waage

In der Ölmühle:
Mit dieser Maschine wird der Olivenbrei gepresst und schon Wasser von Öl getrennt. Die Flüssigkeiten werden nochmals einer Zentrifuge zugeführt. In den Becken rechts hinten wird der Olivenbrei geschmeidig gewälzt und so in gleichmäßiger Konsistenz für den Pressvorgang vorbereitet.

Wussten Sie schon...

dass ein Schlückchen Olivenöl am Tag gesund ist?

Man sagt, dass es bei Kreislaufproblemen hilft und in der Lage sei - durch den hohen Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren - freie Radikale einzufangen.