ÜBER UNS

Ich will mal sagen: Die Oliven fielen uns zu und wir haben sie angenommen.

Im Winter 1985/86 gab es in der Toskana sehr strengen Frost, bei dem viele alte Olivenbäume erfroren.  Wegen der vielen Arbeit, alles wieder in Ordnung zu bekommen, waren die Grundstücke ziemlich günstig.

Wir sind eine Familie mit 4 Kindern und ich war auf der Suche nach einem Familienbesitz, der durchs Leben trägt und für uns absehbar bezahlbar ist. Als alte Italienfahrer hatten wir auch am Monte Amiata Freunde, die uns auf das Grundstück aufmerksam machten. Wegen komplizierter Besitzverhältnisse war es aber gewissermassen unverkäuflich.

Die eigentlichen Besitzer waren jedoch eine sehr nette Familie aus Florenz und mit ihrer Hilfe wählten wir dann den Weg über Nachlassgericht, Ersteigerung von anteiligem Fremdbesitz und Inanspruchnahme rechtsanwältlicher Unterstützung. Wir hatten ja Zeit, und nach 3 Jahren, 1989, war das Knäuel so weit entflochten, dass wir zum Vertrag kommen konnten. 

Ich danke noch immer all den Leuten, die uns damals Mut gemacht und uns geholfen haben, meiner Frau Bettina, dass sie mitgemacht hat und dem Lieben Gott, der uns unsere Zuversicht gelassen hat! Auch wenn es keine weltbewegende Aktion war, so war es doch nicht immer einfach.

Meine spontane Liebe galt den alten Olivenbäumen, die ich schon in gemalter Form aus dem Kinderkatechismus kannte.
Aber der Umgang mit ihnen war mir natürlich fremd und Italienisch konnten wir auch noch nicht. Zum Glück gab es hilfsbereite Nachbarn, die uns mit der anstehenden Arbeit und den Bäumen vertraut machten.
So viele wie möglich wollte ich nach dem Frost erhalten, und nicht nur einmal musste ich bitten, einen Baum zu schonen, den sie für bereits tot erklärt hatten.  

Letztlich konnten wir viele erhalten, auch wenn ich bis heute noch einen Lieblingspatienten habe, der aber seit 2-3 Jahren auch wieder zu seinem grünen Selbstbewusstsein zurückfindet!

Wir lebten einige Jahre ganz in Italien, unsere beiden jüngeren Kinder gingen in Castel del Piano und Seggiano in die Schule, beendeten aber ihre Schulzeit im Allgäu. Seitdem wohnen wir zur Hälfte am Monte Amiata, zur Hälfte im Allgäu.

Zum Olivenölverkauf kam ich, als wir vor ca. 12 Jahren unsere ersten Überschüsse in Ingolstadt und Freising auf den Wochenmärkten anboten und sich gleich eine Fangemeinde fand. Ich kam mit meiner Arbeit als Architekt und Lichtdesigner mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung damals zu sehr unter Druck, so dass die Wochenmärkte immer mehr Bedeutung gewannen. Mit dieser Entwicklung sind wir sehr zufrieden, sie lässt uns sehr viel Freiheit auch für die Auseinandersetzung mit anderen Lebensbereichen wie Musik, Bettinas Filzkunst, und mittlerweile besuchen wir die Wochenmärkte auch in Finnland.

Seit wenigen Jahren versuchen wir gemeinsam mit unseren Kindern auch das alte schöne Bauernhaus über das bisherige Mindest-Wohnlevel zu heben.

Ich selbst sehe die Situation als einen fortschreitenden lebendigen Prozess mit Potential zu Veränderung und Entwicklung.

Carl

 

 

Das Photo ist eines der ersten, die ich von Cerrete gemacht habe. Es war im
Sommer 1986, nach dem strengen Frost. Sie sehen auf dem Bild die erfrorenen
Olivenbäume. Die Wurzeln treiben schon wieder frisches Grün. Aus dem grünen
Gebüsch entwickelten wir neue Olivenbäume.
Im Hintergrund brennt noch der alte Schuttplatz,
Die Statisten sind Bettina mit Laura, Moritz und Paul (3 Monate alt).